Donnerstag, 9. März 2023

 Bäume

Einer meiner Lieblingsbäume als Rötelzeichnung


Das letzte Jahr habe ich mich damit befasst, an Bäumen zu lauschen um zu hören, was sie hören, wenn sie hören. 

Um überhaupt etwas im Baum zu hören, musste ein Sensor gebaut werden, der die Geräusche im Stamm des Baumes erfasst und ein Aufnahmegerät, um die Töne zu speichern und im Computer zu verarbeiten.

Also habe ich ein Schächtelchen mit Elektronik gefüllt, einen Sensor gebastelt, ein Aufnahmegerät gekauft, alles zusammen in eine mit Stoff bezogene Pappschachtel geräumt und die Pappschachtel Arbofon getauft.
Mit meinem Arbofon bin ich im letzen Jahr durch die Wälder gezogen und habe an Eichen, Linden, Kastanien und einem Birnbaum gelauscht, und gelernt.

Gelernt habe ich, dass ein Baum nicht nur Geräusche macht, sondern auch wie ein großes Mikrofone die Klänge aufnimmt, die ihn umgeben und wie ein Seismograph im Takt mit den Tönen schwingt, die durch den Boden in sein Wurzelwerk dringen. 

Was ich zu hören bekam war ein Gemisch aus Vogelstimmen, dem Rauschen des Windes in der Baumkrone, Klappern der Äste, wenn sie sich vom Wind bewegt aneinander reiben. Während ich horchte, musste ich möglichst still stehen, den jeder Schritt, ja jede unbedachte Bewegung war, übertragen durch das Wurzelwerk im Baum, zu hören. 


Ebenfalls gelernt habe ich, daß Geräusche, die durch die Luft in den Baum getragen werden, im Wesentlichen durch die Rinde aufgenommen werden. Vogelstimmen und Kinder sind dabei besonders deutlich zu hören. 


Wenn einmal kein Wind wehte und kein Trecker mit seinem Pflug über den Acker donnerte, konnte ich auch feinere Geräusche hören, ein Knispeln und schmatzen und manchmal ein tiefes Brummen, das durch den Stamm vibrierte. 

Ob es nun der Baum selbst, oder im Stamm und der Rinde lebende Insekten sind, die da wispern, schmatzen und brummen, kann ich nicht beurteilen und ob der Baum die Geräusche wirklich wahrnimmt, natürlich auch nicht. Aber ich fühle mich mehr verbunden, wenn ich unter dem Baum stehe und lausche und ich erinnere mich an seinen Klang, wenn ich später einmal an ihm vorbei gehe.

In diesem Blog ist es nicht ganz einfach, eine Aufnahme der Baumgeräusche vorzuspielen. Ich schicke daher gerne auf Wunsch einen mp3-File per e-mail.



In diesem Jahr habe ich nun damit angefangen, Bäume durch mein Mikroskop zu betrachten. 

Alles fing damit an, dass ich mir eine kleine Schatulle gebastelt habe, deren Deckel mit einem hölzernen Scharnier befestigt werden sollte. Als Holz für das Scharnier habe ich mir ein Stück Platane ausgesucht. Berliner Platane von einem Ast aus der Kollwitzstraße. 

Beim zurecht sägen der Brettchen blieb auch eine kleine Scheibe übrig, die ich, um die Maserung besser zu sehen, ein bisschen abgeschmirgelt und geölt habe. 

Weil ich alles, was mir neu ist, auch gerne unter dem Mikroskop betrachte, musste natürlich auch das Scheibchen Platanenholz genauer angesehen werden und seitdem bin ich begeistert von den Bildern, die ich beim Betrachten kleiner Holzstückchen im Mikroskop zu sehen bekomme und habe mir vorgenommen, dieses Thema zu vertiefen.

Zu erst einmal bleibt es bei der Platane. Es gilt zu lernen, mit welchem Licht, welchen Objektiven und mit welcher Präparation ich das beste aus den Proben herausholen kann. 


Das Baumscheibchen, noch nicht im Mikroskop.


Auf dem Bild vom Baumscheibchen sieht man die Jahresringe, die Rinde und den Markkern. Zwischen dem Markkern und der Rinde verlaufen radial die Markstrahlen, die in dem noch jungen Holz die Rinde mit dem Mark verbinden. Die Zonen sind heller und dunkler und auch ein bisschen unterschiedlich in der Farbe. Für die Betrachtung im Mikroskop musste das Scheibchen noch ein bisschen sorgfältiger geschliffen, die Oberfläche waagrecht ausgerichtet und zum Schluss noch mit einem feinen Wachs poliert werden. 



Die Markstrahlen im Bereich eines Jahresringes


Ein erster Blick, irgendwo zwischen Mark und Rinde, mit dem Übergang des Spätholzes des Vorjahres in die ersten Zellen des nächsten Jahres hat mir schon gut gefallen. So gut, dass ich gleich weiter in die Mitte, hin zum Mark gewandert bin, auf der Zeitachse der Jahresringe hin zum ersten Geburtstag des Astes. 



Die Schatzkammer


Was für ein Anblick! Wie Säulen recken sich die Markstrahlen nach oben. Die dicken Zellen im Mark und zwischen den Strahlen glitzern zeigen verschiedenfarbige Strukturen, über die Jahre des Wachstums eingelagerte Schätze des Baumes.


Aber wie immer, wenn ich etwas spannendes entdecke, schwimmt da noch das eine oder andere Haar in der Suppe des Perfektionisten. 

So habe ich festgestellt, daß ich noch klarere Bilder, mehr Kontrast und feinere Farben erzielen kann, wenn es mir gelingt, die mikroskopeigene Auflichtbeleuchtung zu verbessern. 

Eine letzte Aufnahme zeigt bei höherer Vergrößerung und im polarisierten Auflicht einen noch etwas tieferen Einblick in die Schatzkammer. Vielleicht gelingt es mir ja, mit mehr Licht und feiner Justage demnächst noch noch ein wenig tiefer in die geheimnisvolle Schatzkammer vorzudringen.

Ich werde berichten.



Ein erster Blick im polarisierten Licht




2 Kommentare:

  1. So wunderschöne Bilder, sie regen die Phantasie an…..

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  2. Lieber Michael,
    es kam eine Info-Mail über diesen Eintrag und da musste ich doch schauen...
    Toll, das Schatzkammer-Bild !
    Ich liebe ja auch natürliche Muster und Strukturen als Fotomotive.
    Müsste auch 'hintergrundbeleuchtet' toll aussehen. Hast Du schon Ideen zur 'Verwendung' dieser neuen Fotos ?
    Liebe Grüße aus Frankfurt !
    Wenn Du Dich mal melden magst würde ich mich freuen... LG, Helga

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